H Gespräche zur Erweckung
Vater. Das sollte mich sehr freuen; denn Rein-
lichkeit und Ordnungsliebe sind für den Menschen,
der ein brauchbarer sein will, unerlässlich nothwendig. Ferner
sind Fritz und Hannchen äußerst verträglich und nie hört
man sie mit einander zanken. — Mit den Dienstboten der
Ältern reden sie artig; und wenn sie Etwas von ihnen
wünschen, so bitten sie dieselben darum. — Aber ganz vor-
zügliches Lob verdienen sie wegen ihres Betragens gegen
die Altern. Sie zeigen deutlich, dass sie es wissen, dass
die Ältern ihre treuesten Freunde und, nächst Gott,
ihre größten Wohlthäter sind; — denn sie thun Alles,
was sie ihnen nur an den Augen absehen können. Wissen
sie den Ältern eine Freude zu machen, so unterlassen sie
es gewiss nicht; und was diese ihnen heißen, geschieht
pünktlich und gern. Man kann deshalb mit Recht von
diesen Kindern sagen: sie ehren und lieben ihre
Altern herzlich und beweisen ihnen freudig den
pünktlichsten Gehorsam. -
Lotte. (Wehmüthig.) Bist du denn mit uns nicht
zufrieden, lieber Vater?
Vater. O doch! Aber weil ich bisweilen noch man-
che kleine Fehler an euch bemerke, als Unordnung, Zanken
u. s. w., so wünsche ich herzlich, dass ihr euch auch diese ab-
gewöhnen und ganz wie Fritz und Hannchen werden möch-
tet: und darum habe ich auch von der Lebensweise dieser
Kinder erzählt, damit ihr euch darnach richten könnet. —
August. Du sollst sehen, Vater, dass ich bald eben
so artig sein werde, wie Fritz Winter.
Lotte. Und ich wie Hannchen.
Louise. Ja, und ich auch.
Karl. Ich will auch nicht wieder unartig sein, lie-
der Vater!
Vater. Schön, meine Kinder! Ihr würdet dadurch
euren Ältern die größte Freude bereiten, und sie würden
euch dann immer recht herzlich lieb haben.
Louise. Gieb Acht, Vater, wir halten Wort; wir
müssten ja dich und Mutter sonst gar nicht recht lieb haben!—
Vater. Also ihr hättet uns recht lieb?— Ei, das
glaube ich fast nicht! —
Alle Kinder. O ja, o ja! (Die Kinder liefen nult auf
ihre Ältern zu, umarmten und küssten sie. Der kleine Karl ließ eiligst
leinen Teckel fallen, kletterte feiner Mutter auf den Schooß und erstickte
sie fast mit Knffen.)
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Extrahierte Personennamen: Fritz Fritz August Fritz_Winter Louise Louise Karl_ließ Karl
der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens. 7
Die Ältern. Ihr seid liebe gute Kinder! Ja,
wenn 'ihr uns so lieb habet, dann werdet ihr auch gewiss
recht artig werden. Der liebe Gott erhalte euch uns! —
August. D wie freu' ich,mich der Gabe,
Dass ich gute Ältern habe,
Die für mich vom Morgen
Bis zum Abend sorgen.
Lotte. Die mich kleiden und ernähren,
Mich das Böse meiden lehren,
Mich in allen Pflichten
Liebreich unterrichten.
Louise. O, ich will sie wieder lieben,
Nie mit Vorsatz sie betrüben,
Will mich stets bestreben.
Tugendhaft zu leben.
Zweites Gespräch.
Einiges über die Schute.
Vater. Heute, mein lieber Karl, erzählst du uns
wol einmal Etwas?
Karl. Ich? Wovon denn, Vater? Von meinem
Teckel?
Vater. Nein, von deinem Teckel können wir nicht
immer sprechen. Weißt du Nichts von der Schule? '
Karl. Ich gehe ja noch nicht in die Schule.
Vater. Das ist wahr, aber darum weißt du doch
vielleicht Etwas von der Schule?
Karl. Nein.
Louise. Wie der Mann in der Schule heißt, weißt
du doch gewiss schon?
Karl. Ja, das ist der Lehrer.
Vater. Siehst du, das war schon Etwas. —
Louise. Soll ich nun einmal Etwas von der Schule
sagen?
Vater. O ja.
Louise. Die Knaben, die in die Schule gehen,
heißen Schüler und die Mädchen Schülerinnen.
Vater. , Gut. Nun Lotte.
Lotte. Der Lehrer lehrt, und die Schüler und
Schülerinnen lernen. — '
Vater. Recht. Aber was lernen denn die Kinder
m der Schule?
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Extrahierte Personennamen: August Louise Karl Karl Louise Louise
der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens. 9
bekommen haben. August, Louise, Lotte! habt ihr in der
Schule auch schon Schläge erhalten?
Kinder. Noch nie, Vater.
Vater. Hörst du nun wol, mein lieber Karl, nur
träge, unartige und ungehorsame Kinder erhalten
Strafe in der Schule, aber nicht die artigen und flei-
ßigen. — Will also Karl einst vor Strafe in der Schule
sicher sein, was braucht denn nur von ihm zu geschehen?
Lotte. Karl braucht nur artig und fleißig zu sein.
Vater. Sieh, Karl, und das wirst du doch gewiss
auch sein, wenn du erst zur Schule gehst, nicht wahr?
Karl. Ja, Vater, lass mich nur bald hin nach der Schule.
Vater. Das ist recht, mein Söhnchen!
Wir sprachen vorhin davon, was den Kindern in der
Schule gelehrt wird. Und ihr habt daraus gesehen, meine
lieben Kinder! wenn keine Schulen wären, so würden viele
Menschen nicht lesen, rechnen, schreiben, nicht singen und
nicht beten können, nichts von Gott und wenig von der
Welt wissen) und würden daher solche Menschen nicht viel
besser, als wilde Menschen sein.
August. Es ist doch sehr gut, dass Schulen sind!
Vater. Das wollt'ich meinen. Die Schulen ha-
den sehr großen Nutzen für die Menschen. — Es
ist daher auch sehr billig, dass die Kinder die Schulen ehren
und achten und dieses auf alle Weise zu zeigen suchen. Sie
müssen deshalb recht pünktlich hingehen zur Schule, damit
sie durch zu spätes Kommen in derselben nicht stören.
Lotte. Auch müssen die Kinder sich ordentlich wa-
schen, kämmen und reine Kleider anziehen, wenn
sie zur Schule gehen. —
Louise. Und auch ihre nöthigen Bücher und andere
Schulsachen nicht vergessen. —
Vater. Ei, ei! Was ihr schon wisst!
Louise. Ja. (Leise.) Sag's nur nicht Mutter, wie
oft du uns erinnert hast!
Vater. Ah, ich merke es wohl. Hast du nichts von
den Ermahnungen der Mutter behalten, August?
August. O ja; die Kinder sollen auch anständig
in der Schule sein.
Vater. Das heißt: sie sollen keine hässliche Mienen
machen, sich nicht auf die Bank oder den Tisch legen, den
Kopf nicht stützen, Tische und Bänke nicht zerschneiden,
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Extrahierte Personennamen: August Louise Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Gott August Louise August August
12
Gespräche zur Erweckung
Vater. Gut, August, dass du mich an den Winter
erinnerst. . Ich sagte euch vorhin, ihr möchtet den Garten,
wahrend ihr jetzt seine Pracht bewundert, euch noch einmal
vorstellen, wie er vor ein paar Monaten, nämlich im Win-
ter, aussah. Habt ihr das gethan?
Lotte. Ja, Vater. Aber ich muss gestehen, wenn
ich's nicht selbst erlebt hätte, so würde ich es kaum glau-
den, dass aus dem öden, nackten Wintergarten ein so schö-
ner Blumengarten hätte werden können.
August. Ich kann es auch nicht recht begreifen,
wie es zugeht. —
Vater. Wir wissen zwar wohl, dass mit der Früh-
lingswärme in die Bäume, wie in alle Pflanzen, ein Saft
steigt, aus dem die Blätter und Blüthen, wie auch spater
die Früchte, werden; aber ganz genau anzugeben, wie sich
das Eine aus dem Andern entwickelt, das vermag kein
Mensch. — Wir können daher diese großen Natur-
be^ebenbeiten nur anstaunen und bewundern; — und
müssen vann in tiefer Demuth bekennen: Der Urheber
und Regierer dernatur ist unaussprechlich groß!
Er ist ein allmächtiger, weiser, gütiger Gott;
und unser lieber Vater! — Damit ihr aber im-
mer klüger und verständiger werdet, ist cs nöthig, dass ihr
euch nicht allein über die Schönheit des Gartens freuet,
sondern ihr müsst auch alle Pflanzen, zu denen auch die
Bäume gehören, genau besehen und betrachten, und euch
ihr Wachsthum, ihren Namen und Nutzen merken. —
Karl. Erbsen kenne ich schon, Vater.
Louise. Ja, das glaube ich, weil Mutter voriges
Jahr dir so schöne Schoten davon gegeben hat.
Karl. Dieses Jahr bekomme ich wieder Erbsen
Nicht wahr, liebe Mutter?
Mutter. Will sehen, wenn du recht artig bist. —
Vater« Wenn ihr denn des Sommers auf Alles
im Garten recht genau achtet, so werdet ihr sehen, dass
jedes Beet und fast jeder Baum nützliche und schöne
Früchte bringen; und ist es gerade, als wetteiferten alle
Kräuter, Sträucher und Bäume im Geben herrlicher
Früchte mit einander^ —
Lotte. Ja, wie viele Stachelbeeren haben wir
voriges Jahr gehabt!
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Extrahierte Personennamen: August August Demuth Louise
18 Erzählungen aus dem Leben zur Warnung
zu essen, welche ihm nicht gehörten. Wie gut war es,
dass ihn August warnte.
3. Die kleinen Diebe.
Clausens Kinder hatten bemerkt, dass in dem Garten
des Nachbars Ehrmann zwei Birnenbäume standen, welche
herrliche Früchte trugen. Sie kamen auf den Gedanken,
über den Zaun zu steigen und sich einige Birnen zu holen
Was für ein Gedanke war das? Der Nachbar merkte
endlich, dass er bestohlen wurde, und versteckte sich eines
Tages, als es dunkel wurde, im Garten um den Dieb zu
ertappen. Es dauerte auch nicht lange, so sah er Klausens
Kinder über den Zaun steigen. Scheu und ängstlich sahen
sie umher, und als sie keinen Menschen im Garten er-
blickten, liefen sie eilig nach den Birnenbäumen hin. Eben
wollten sie mit ihrer Beute davon gehen, als der Herr
des Gartens hervor kam und ihnen in den Weg trat.
Wie erschrocken und beschämt standen nun die kleinen Diebe
da; wie flehend baten sie Ehrmann, dass er ihnen doch
die schlechte Handlung vergeben und sie bei ihrem Vater
nicht verklagen möchte! Ehrmann ließ sich erbitten, weil
sie ihm versprachen, dass sie nie und nimmermehr wieder
Etwas stehlen wollten. Aber die bösen Kinder hielten
leider nicht Wort; denn nach einigen Wochen fand Ehrmann
eines Morgens alle seine reifen Weintrauben abgerissen.
Nun ging er zu dem Vater dieser bösen Kinder, und bat
chn, dieselben wegen ihrer wiederholten Diebereien zu
strafen. Aber diese leugneten hartnäckig, dass sie Obst ge-
stohlen hätten rmd der Vater glaubte ihnen. Ehrmann
ging seufzend fort und sagte bei dem Weggehen: Kinder,
euch wird es in der Welt schlecht gehen; denkt an mich! —
Diese Vorhersagung ging auch wirklich in Erfüllung. Die
kleinen Diebe blieben bei ihrer schändlichen Gesinnung,
wurden Betrüger, und nahmen ein trauriges Ende.
4. Das wohlthätige Kind.
Eor einigen Jahren brannte nahe bei der Stadt B. ein
ganzes Dorf ab; indem bei einem heftigen Sturme das
Feuer mit unbeschreiblicher Schnelligkeit ein Haus nach
dem andern ergriff, ehe die Nachbaren zur Rettung herbei
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Extrahierte Personennamen: August Clausens Ehrmann Ehrmann Ehrmann Ehrmann
41
und zur Beförderung der Sittlichkeit.
im Gefängnisse sitzen. Sein Herz wurde nie wieder ganz
ruhig; denn er konnte den Gedanken an diese That Lebens-
lang nicht aus seiner Seele tilgen.
24. Traurige Folge der Wildheit.
Ferdinand, der Sohn einer armen Wittwe, war von
seiner frühesten Kindheit an ein wilder, ungehorsamer und
leichtsinniger Knabe. Sein Vater hatte ihn strenge gehal-
ten, starb aber, als er erst fünf Jahre alt war, und die
Mutter war zu weichherzig, als dass sie sich hatte ent-
schließen können, den wilden Ferdinand zu züchtigen, wenn
er ungehorsam gewesen war; sie wollte ihn so gern blos
durch liebreiche Ermahnungen und Warnungen ziehen.
Aber darauf achtete der Wildfang nicht. Oft bat sie ihn
sehr rührend, er möchte doch nicht mehr so gefährliche
Sprünge machen, und sein Leben nicht durch Klettern in
Gefahr setzen; aber-kaum war er ihr aus den Augen, so
sprang und kletterte er, wie zuvor, und oft kam er dann
so erhitzt nach Hause, dass die gute Mutter über ihn er-
schrak. So viel sie ihn auch warnte, dass er doch ja
nicht kaltes Wasser trinken möchte, wenn er erhitzt wäre,
so ließ sich der Knabe doch nicht abhalten, seinen Durst zu
befriedigen, wenn er von Schweiß triefte. Aber was ge-
schah? An einem schwülen Tage kam er, äußerst erhitzt,
nach Hause, und klagte über Seitenschmerzen und Übel-
keit. Die geängstete Mutter versuchte vergebens, ihm Lin-
derung zu verschaffen, und da seine Klagen immer stärker
wurden, so holte sie endlich einen Arzt herbei. Als dieser
Ferdinanden genauer befragt, und seinen Körper unter-
sucht hatte, fand es sich, dass er sich durch heftiges Sprin-
gen einen gefährlichen Bruch zugezogen hatte. Ihr könnt
denken, liebe Kinder, welch einen Schreck die arme Mutter
hierüber hatte; und sie würde außerdem noch durch die
Unkosten gelitten haben, welche ihr diese Krankheit ihres
wilden Sohnes verursachte, wenn nicht der menschen-
freundliche Wundarzt dem Knaben ein Bruchband geschenkt
hätte.^ Doch dies war nicht einmal das einzige und größte
Ünglück, welches sich Ferdinand durch seine Wildheit zu-
gezogen hatte; denn bald zeigte es sich, dass er auch an
der Brust Schaden gelitten hatte, und also ein elender,
schwächlicher Mensch bleiben werde. Er hätte die Stütze
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand
46 Erzählungen aus dem Leben zur Warnung
ein Mittagsschläfchen zu halten. Auf dieser kleinen Stube
lag eine Menge feuchter Wäsche, die stark ausdünstete.
„Pfui, die bösen Dünste!" sagte er zu seiner Frau, die ihn
hinauf führte und einschloss, damit, während er schlief, keine
Wäsche vom Zimmer gestohlen werden möchte. Ei, ant-
wortete ihm seine Frau, kehre dich doch an die Dünste
nicht, du wirst hier ungewiegt schlafen! Sie hatte Recht,
er schlief in seinem Großvaterstuhle ungewiegt; aber er
erwachte auch nicht wieder. — Denn als seine Frau ihn
gegen Abend wecken wollte, war an kein Erwachen zu den-
ken; die Dünste der frischen Wäsche hatten ihm einen Schlag-
fluss zugezogen, an dem er gestorben war.
Werden gescheuerte Stuben zu frisch bezogen, so ver-
ursachen sie wenigstens Kopfschmerzen; auch wol Glieder-
reißen und Gicht; wenn nicht noch etwas Schlimmeres.—
33. Schädlichkeit der Kohlendämpfe.
Ein Reisender besuchte im Winter einen guten Freund,
und die (Ltube, in der er mit dem Sohne des Hauses schla-
fen sollte, wurde gegen Abend geheizt. Kaum hatten sich
beide niedergelegt, als der Reisende, von dem heftigsten
Kopfweh und von Übelkeit befallen, schon wieder erwachte.
Er stieg aus dem Bette, um einen Trunk Wasser zu nehmen
und seinen Schlafkameraden zu wecken, fällt aber bei dessen
Bette betäubt zu Boden. Jener erwacht auch in einem
ähnlichen Zustande; indessen gelingt es ihm doch, die Thür
zu öffnen und um Hülfe ju rufen. Als man hinzueilt,
findet man in der Stube einen gewaltigen Kohlendunst, der
durch das zu frühe Zumachen des Ofens entstanden war.
Mancher ist auf ähnliche Weise im Kohlendämpfe
wirklich erstickt. —
34. Nadeln im Munde halten, ist eine gefähr-
liche Untugend.
Ein Fräulein von K. im Preußischen, t 7 Jahre alt, hatte
die böse Gewohnheit, beim Nähen und Stricken, wie beim
Ausziehen, die Nadeln zwischen den Zähnen zu halten.
Einst, als Gesellschaft bei ihr war, und viel gesprochen,
gescherzt und gelacht wurde, hielt sie wieder eine Stecknadel
zwischen den Zäünen, und hatte das Unglück, sie unvermerkt
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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50 Erzählungen aus dem Leben zur Erweckung
glücklichsten Mann auf Erden hielt. Er ward deshalb
>ehr unzufrieden, als einst ein weiser Grieche von Athen,
Namens Solon, an seinen Hof kam, und ihn, ungeach-
tet seiner vielen Reichthümer, nicht für glücklich erklären
wollte; Solon sich sogar erkühnte, ihm einen gemeinen
Bürger von Athen vorzuziehen, und am Schlüsse der Un-
terredung ausrief: Niemand ist vor seinem Tode
glücklich! —
Doch Krösus musste die Wahrheit dieser Behauptung
bald selbst erfahren.
Er fing aus Eifersucht mit dem persischen Könige
Cyrus Krieg an, war aber, ungeachtet seiner großen Macht
und vielen "Reichthümer, so unglücklich, nicht nur eine ge-
wagte Schlacht, sein Reich und alle seine Schätze zu ver-
lieren; sondern auch fast alle seine Soldaten wurden ge-
tödtet, er selbst ward gefangen und verurtheilt, auf einem
Scheiterhaufen lebendig verbrannt zu werden.
Wirklich setzte man den unglücklichen Krösus auf ei-
nen großen Holzhaufen, zündete denselben an allen Sei-
ten an, und nicht lange, so war der Bedauernswürdige
fast ganz in Dampf gehüllt. O, unglücklicher Krösus,
nun bist du unrettbar verloren! — so dachte gewiss
jeder in der zahllosen Menge der Zuschauer. Denn was
konnte jetzt den Armen retten? Etwa eine große Summe
Geldes? dies war ihm genommen; vielleicht seine Ar-
mee? die war gänzlich vernichtet: also nach mensch-
lichen Ansichten gab es für Krösus kein Rettungsmittel
mehr. —
Doch Gott, ohne dessen Willen kein Haar von unse-
rem Haupte fällt, hatte es anders beschlössen. Er ließ
geschehen, dass Krösus gerade in dem Augenblicke seiner
größten Todesgefahr sich an die vorhin erwähyte Behaup-
tung Solons erinnerte; und die Wahrheit derselben jetzt
hell erkennend, rief er aus: O Solon, Solon, So-
lon! — Der König Cyrus, welcher auch zugegen war,
ward auf den Ausruf des Krösus sehr aufmerksam, und
wünschte zu wissen, was derselbe damit sagen wollte. Er
befahl daher, den Krokus sogleich vom Scheiterhaufen und
zu ihm zu führen. Nachdem er eine Erklärung des Aus-
rufes von Krösus erhalten hatte, machte der merkwürdige
Glückswechsel desselben auf Cyrus einen so tiefen Eindruck,
dass er dem Krösus nicht nur das Leben schenkte, sondern
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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Extrahierte Personennamen: Namens_Solon Cyrus Cyrus König_Cyrus Cyrus Cyrus
und zur Beförderung der Sittlichkeit. 29
Als Moritz in die Jahre trat, wo er die Schule ver-
lassen hatte, wollte ihn der Vater zur Wirthschaft anführen,
und trug ihm also bald diese, bald jene Geschäfte auf; aber
Moritz ging lieber seinen gewohnten Lustbarkeiten nach.
Anstatt auf dem Felde zu sein, und die Knechte zur Arbeit
anzutreiben, ritt er in die Stadt zu seinen Bekannten,
spielte, und ließ die Knechte arbeiten, so viel sie wollten.
Der Vater schalt ihn deswegen hart, aber es half
nichts, und er starb, wie man sagt, vor Verdruss über die
Liederlichkeit seines Sohnes. Nun war Moritz Herr des
Gutes, und konnte ganz nach seinem Willen handeln. Nach
dem Sprüchwort: jung gewohnt, alt gethan, blieb er auch
eben so leichtsinnig, wie er vorher war. Er lebte immer
in den Tag hinein, ohne sich um die Wirthschaft zu be-
kümmern, und in ein paar Jahren war das Gut so ver-
schuldet, dass es öffentlich verkauft werden musste. Ein
benachbarter Edelmann kaufte es, und Christoph, der bisher
als Verwalter auf demselben gestanden, und durch Fleiß und
Sparsamkeit sich Etwas erworben hatte, nahm es in Pacht.
Das Geld von dem verkauften Gute reichte nicht ein-
mal zu, Moritzens Schulden zu bezahlen, und also hätte
er ein Landläufer werden müssen, wenn sich Christoph nicht,
aus Dankbarkeit und Mitleiden, seiner angenommen, und
ihm freie Wohnung und freien Tisch gegeben hätte.
Fleiß und Sparsamkeit bewahren vor vielem Bösen,
aber Müssiggang ist vieler Laster Anfang.
16. Näscherei.
Arie der ike hatte die üble Gewohnheit, Alles zu bena-
schen, was sie von Esswaaren und Getränken sah. Sie
war deshalb oft von ihren Ältern bestraft worden, weil
Näscherei nicht nur sehr unanständig ist, sondern weil sie
auch Ursache wird, dass man überhaupt seine Begierden
nicht mäßigen und beherrschen lernt.
Friederike ließ sich durch keine Strafe abhalten, wenn
ihr die Lust ankam, zu naschen. Die Gartenthür musste
um ihretwillen beständig verschlossen sein, so lange Obst im
Garten war; denn sie pflückte Alles, was sie erreichen
konnte, sogar unreif, ab; biss die Äpfel und Birnen an,
und warf sie weg, wenn sie noch hart waren. So verdarb
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Extrahierte Personennamen: Moritz Moritz Moritz Christoph Moritzens Christoph Friederike
religiöser und tugendhafter Gesinnungen. 53
Gerechtigkeit scheuen darf — Dein großer Namen werde
immerdar von mir geheiliget in Wort und That, und jeder
Missbrauch desselben sei ferne von mir! — Wahr, treu
„y.d rein, wie Jesu Wort, sei stets das meinige, damit
dein heiliger Geist stets in mir wohne! Amen.
6. Versäume nie ohne Noth den öffentlichen
Gottesdienst.
Eon dem wackern Gellert ist bekannt, dass er den öffent-
lichen Gottesdienst nicht leicht versäumte, sondern gern mit
seinen Mitchristen Gott gemeinschaftlich anbetete._ Der
große Haller that dasselbe; auch Jesus ging gern in den
Tempel. Luc. 2, 49.
Nichts führt, leichter zum Kaltsinn in der Religion,
besonders bei jungen Leuten, als die Versäumung des
öffentlichen Gottesdienstes; da die häusliche Andacht in
den meisten Familien fast ganz versäumt wird, und junge
Leute alsdann nur zu leicht auf die Bahn des Lasters ge-
rathen. — Dieses lehrt auch folgende Geschichte.
Zwei Jünglinge, Namens Randoms, Söhne von
vortrefflichen, sehr wohlhabenden Ältern, die ihnen die
Grundsätze der Religion fleißig eingeprägt, und sie zum
Besuche des öffentlichen Gottesdienstes sorgfältig angehal-
ten hatten, wurden nach Leipzig geschickt. Ein Freund des
Jüngsten erzählt davon also:
Der jüngste Randoms studirte; er war ein fleißiger,
frommer und guter Mensch, den ich wegen gleicher Gesin-
nungen bald so lieb gewann, dass wir zusammen auf eine
Stube zogen und zwei Jahre sehr einträchtig mit einander
lebten. Sein ältester Bruder kam als Diener in eine sehr
ansehnliche Handlung, sollte etliche Jahre da bleiben, und
dann mit seinem Vater die Handlung desselben gemeinschaft-
lich betreiben. Bei seiner Ankunft in Leipzig war er in
Beobachtung seiner Pflichten auch sehr ordentlich, und
kam des Sonntags gewöhnlich zu uns; wo wir zusammen
den Gottesdienst besuchten und Nachmittags uns durch einen
Spaziergang vergnügten. Nach und nach blieb er weg, und
wenn ihn sein Bruder fragte, ob er zur Kirche gewesen
sei, suchte er sich anfänglich noch durch mancherlei Ent-
fchuldigungen zu rechtfertigen; bald darauf aber glaubte
er, dies nicht mehr nöthig zu haben, und wenn ihm sein
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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